Löcher stopfen im Haushalt
Leider musste ich feststellen, dass mein neues Merino-Unterhemd ein Loch hat. Keine Ahnung, wie das passiert ist, aber jetzt ist es nun mal so… Was ist zu tun? Noch ist es nicht wirklich auffällig, die faulste Variante (Abwarten und Teetrinken) kann in Betracht gezogen werden. Nur leider wird das Loch nicht so klein bleiben. Löcher haben leider die Tendenz zu wuchern… Hemd wegwerfen? Es ist ja nur ein kleines Loch und das Hemd war brutal teuer. Also mal mit dem Thema Löcher stöpfen beschäftigen.
Es stellt sich die Frage: Was würde die Oma tun?
Ganz einfach: Stopfnadel raussuchen, Stopfgarn holen und Stopf-Ei oder -Pilz bereitlegen.
Benötigter Kram:
Das Stopfen von Löchern ist eigentlich wirklich keine große Herausforderung. Man braucht lediglich eine Stopfnadel, Stopfgarn (am besten in der entsprechenden Farbe) und optimalerweise ein Stopfei oder einen Stopfpilz. Vom Prinzip tut es auch eine Tasse, ein Ball oder eigentlich alles mit einer gewölbten Oberfläche, über die man den defekten Stoff spannen kann. So stellt man sicher, dass die Stiche ordentlich über das Loch führen, nicht zu viel Spannung haben und der Stoff danach keine Falten wirft.
Stopfen!
Das Stopfen ist an sich nichts anderes als Weben. Man füllt das Loch quasi mit neuem Stoff. Dafür beginnt man von der Rückseite (der Knoten soll ja später nicht zu sehen sein!) und sticht mit einigen Maschen Abstand zum Loch mehrere parallele Bahnen mit dem Stopfgarn über das Loch, bis es bedeckt ist. Jetzt macht man mit der Fadenführung einen Richtungswechsel um 90° und führt den Faden mit der Nadel abwechselnd über und unter den vorher gestickten Fäden durch und „webt“ so den neuen Stoff. Letztendlich sollte man in der Nähe des Einstichs auf der Rückseite wieder ankommen und kann die beiden Fadenenden verknoten. Voilá!
Größere Löcher:
Auch in meine lange Merino-Unterhose hatte sich bei meiner letzen Tour in den albanischen Alpen ein größeres Loch gefressen. Aber trotz des fiesen Aussehens und der Größe von etwa einen 2€-Stück war es schnell gestopft. Da es sich hier mehr um einen Riss als um ein Loch handelte, habe ich es einfach nur mit parallelen Schlaufen zusammengeschnürt und bin dann mit der Nadel durch die Schlaufen wieder zurück um den finalen Knoten zu machen.
Natürlich ist so ein gestopftes Loch nicht „unsichtbar“, aber darum geht es ja auch gar nicht. Insbesondere hier, wo ich Unterwäsche geflickt habe. Die Anzahl der Menschen, die mich in Unterwäsche sehen, ist überschaubar. Aber so ist sie zumindest wieder einsatzbereit und die Gefahr, dass die Schäden immer größer werden, ist gebannt. Und falls die nächste Trekkingtour wieder etwas härter werden sollte, ist es gar nicht mehr so schlimm, wenn die nächsten Löcher auftauchen.
Die Wäsche erfüllt wieder ihren Zweck und hält mich bei langen Trekkingtouren, auf dem Ansitz oder bei fiesen Minusgraden warm. Das da jetzt ein paar Stellen sind, die nicht „original“ aussehen, erfüllt mich eher mit einer Art stolz!
„Schaut her! Ich hab etwas kaputtes nicht weggeworfen, sondern repariert!“
Eigentlich hätte ich rotes Garn nehmen sollen… Wäre es nicht schön, wenn die Leute, die ein geflicktes Hemd sehen, sich nicht fragen würden, ob sich hier jemand kein neues Hemd leisten kann, sondern demjenigen anerkennend auf die Schulter klopfen würden?!
P.S.: Den Artikel (und andere Reparatur-Anleitungen) gibt’s auch auf der Link-Party von Maria Widerstand!
Wozu Socken? Sie schaffen nur Löcher!
Albert Einstein
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